Vom Unsinn des Kriteriums “wissenschaftlich bewiesen”

“Ist das auch wissenschaftlich bewiesen?” oder “das ist ja nicht wissenschaftlich nachweisbar!” – dies hört man oft im Zusammenhang mit neuen und alten Ideen, Erkenntnissen oder Methoden, die nicht selten gut funktionieren – aber dem wissenschaftlichen/medizinischen Mainstream entgegenlaufen.

Ein beliebtes Mittel, ein Totschlagargument, um offenbar Unerwünschtes schnell und einfach zu diskreditieren.

Ob etwas „wissenschaftlich bewiesen“ ist, ist allerdings kein Maßstab dafür, ob etwas tatsächlich zutreffend ist oder nicht.

Es gibt so viel traditionell überliefertes Wissen in den verschiedensten Bereichen, welches sich über Jahrzehnte und Jahrhunderte bewährt hat und nachweislich funktioniert, auch wenn es nicht “wissenschaftlich bewiesen” ist.

Viele naturwissenschafliche Phänomene können anhand unseres derzeitigen Wissensstands immer noch nicht erklärt, geschweige denn bewiesen werden – auch im medizinischen Bereich – wie etwa zuletzt das kroatische Mädchen, welches nach dem Erwachen aus einem Koma plötzlich perfekt Deutsch sprach, aber kein Wort Kroatisch mehr.

Wissenschaftlich erklären kann das bislang niemand, auch wenn es damals sofort hieß, dass es dafür natürlich eine logische wissenschaftliche Erklärung geben müsse.

Immer wieder irren sich Wissenschaftler.

Und immer wieder lassen sich Wissenschaftler für die gewünschten Ergebnisse gut bezahlen.

Gerade im Pharmabereich ist es die Regel, dass der Wissenschaftler bzw. das Institut nur dann bezahlt wird, wenn das Ergebnis positiv für den Auftraggeber ist. Fällt es negativ aus, darf die Studie nicht veröffentlich werden und die Vergütung entfällt. Der Wissenschaftler hätte umsonst gearbeitet. Klar, dass dann eine gewisse Motivation seitens des Wissenschaftlers besteht, das Ergebnis entsprechend passend zu machen. Und das nennt man dann „wissenschaftlich bewiesen“.

Sollte man “wissenschaftlich bewiesen” vielleicht nicht besser in “wirtschaftlich interessant” umbennen?

Zudem ist die Medizin (sowie die Ernährungswissenschaft) genau genommen auch keine Wissenschaft sondern Empirie. Nur umfangreiche Erfahrungen und wiederholte Beobachtungen der Natur und des Menschen zeigen uns, was wirklich ist – und jegliche daraus folgenden Theorien sind nur mal mehr, mal weniger stimmige Erklärungsversuche (die zum Teil übrigens durchaus amüsant ausfallen).

Man muss sich befreien von der Wissenschaftshörigkeit und blindem Vertrauen gegenüber angeblichen „Experten“, weißen Kitteln und Doktortiteln.

Man muss wieder selbst volle Verantwortung übernehmen für sich und seine Gesundheit – und die seiner Familie, anstatt sie abzugeben – auch wenn das bequemer wäre, als sich selbst so schlau wie möglich machen zu müssen.

Nicht blind glauben, sondern die richtigen Fragen stellen.

Und sich nicht mit Ausflüchten oder „politischen“ Antworten (viele Worte ohne Aussage) zufrieden geben. Wenn alles so wissenschaftlich ist, dann muss es eine konkrete Ursache, Diagnose und Therapie geben. Fragen Sie danach!

Wenn Sie sich angewöhnen, immer nach dem genauen Grund zu fragen, werden Sie feststellen, dass Sie nur selten eine echte Antwort bekommen.

Probieren Sie es mal beim nächsten Arztbesuch… 😉

“Gelehrte sind Menschen, die sich von normalen Sterblichen durch die anerworbene Fähigkeit unterscheiden, sich an weitschweifigen und komplizierten Irrtümern zu ergötzen.” Anatole France

12 Kommentare zu “Vom Unsinn des Kriteriums “wissenschaftlich bewiesen””

  1. Sehr guter Beitrag!
    Wie oft war schon der Satz “deine Meinung ist unwissenschaftlich” das Ende eines Gesprächs!!

  2. Oh ja wie wahr. Schön, wenn das nur endlich mal mehr Menschen so sehen würden.

  3. Woher haben Sie das?
    “…das Institut nur dann bezahlt wird, wenn das Ergebnis positiv für den Auftraggeber ist.”

    Es ist bekannt, dass Studeinergebnisse, die nicht dem Auftraggeber nützen einfach nicht publiziert werden. Aber dass für solche Studien im Nachhinein kein Geld für die Arbeit bezahlt wird, ist mir nicht bekannt.
    Woher haben Sie dieses Wissen?

  4. Danke für einen weiteren tollen Beitrag, in dem so viel Wahrheit steckt.
    Sollten viele Menschen lesen.
    Liebe Grüße von einer frisch-Vegetarierin, die erst gestern eine Diskussion darüber führen durfte, ob Fleisch nun gesund ist (jaja, wissenschaftlich erwiesen und so) oder eben nicht.

  5. @Renato das ist gängige Praxis, zitierfähige Quellen gibt es in diesem Bereich leider nicht
    @Lina schön, welcome to the club! 😉 Kleiner Tipp: nicht diskutieren, ändert nichts und kostet nur Kraft, wenn die Frage nach dem “Warum” kommt, einfach nur sagen “ich mag kein Fleisch”, fertig, Diskussion im Keim erstickt. Wer es von sich aus nicht versteht, versteht es auch nicht, wenn man es ihm zu erklären versucht… in der Regel fehlt der Wille, es zu verstehen und es geht allein ums Rechthaben. So etwas muss man sich nicht antun. Es geht nicht um die anderen, sondern nur um Sie.

  6. Hey,

    ich bin selbst als angehender Mediziner wissenschaftlich tätig. Ich bin weit davon entfernt, alles zu glauben, was publiziert wird. Und ich bin ebenfalls überzeugt davon, dass unangenehme Erkenntnisse unterdrückt werden. Jedoch muss ich, soweit meine Erfahrungen reichen, Renato Recht geben, ich habe selbst schon an Studien für Pharmaunternehmen mitgearbeitet, die NICHT die Erwartungen des Unternehmens trafen, gezahlt wurde jedoch über den gesamten Verlauf der Studie wie vertraglich vereinbart.
    Vielleicht bin ich aber auch einfach noch unerfahren. Ich glaube ausserdem, dass die große Mehrheit der Wissenschaftler mit good scientific practice arbeiten, dabei aber natürlich auch UNGEWOLLTE Fehler machen. Es sind auch nur Menschen.
    Alles in Allem kann man nicht sicher sein, was man glauben kann, das ist wohl wahr. Mir war dieser Beitrag einfach nur zu einseitig.

    Gruß, Felix

  7. ach wär das schön wenn alle Menschen mehr Selbstverantwortung leben würden, es wäre wohl eine bessere Welt. Leider gibt es zu viele schwarze Schafe. Oder sind es vieleicht Wölfe im Schafspelz, in schwarzen Schafspelzen…alles Spekulativ. Letzendlich hoffe ich, dass es genug Menschen auf der Welt gibt, die kritisch und wachen Auges ihr Umfeld betrachten und die Bedeutung von Würde, Respekt und Nächstenliebe an neue Generationen weitergeben.
    @Renato und Felix, ihr habt mit Sicherheit Recht, aber ich denke es gibt bestimmt gewisse Prämien, die abhängig vom Ergebnis sind. Und vergessen wir nicht die “schwarzen Schafe”, denn sie sind unter uns, überall…

  8. Hallo alle zusammen,
    tja, leider lesen diese Sachen nicht genügend Menschen:-(.
    Ich arbeite in einer Kinderarztpraxis und seit ich selber einen kleinen Sohn habe, bin ich bereit mich immer weiter zu entwickeln, damit er nicht so “vergiftet” wird, wie die meisten Kinder. Meine Chefs sind so verbohrt, die lassen sich von einer “pobligen” Arzthelferin nichts sagen, ist ja alles nicht wissenschaftlich hinterlegt…
    Mir macht es einfach keinen Spaß mehr jeden Tag Tipp´s zu geben, von denen ich schon lange nicht mehr selbst überzeugt bin,aber ich brauche ja leider das Geld jeden Monat…

  9. Wenn die Wissenschaft das Maß aller Dinge wäre, gäbe es weder Religion noch die Institution Kirche. Es gibt zu viele elementare Dinge, die von der Wissenschaft nicht erklärt werden können, sodass es mir mittlerweile wirklich schwer fällt, die Wissenschaft überhaupt über den Glauben (und mit ein bisschen Fingerspitzengefühl auch über die eigenen Erfahrungen) zu stellen…

    Es gibt ein schönes Filmzitat, (von dem ich leider nicht den genauen Wortlaut im Kopf habe):

    “Scheiße, wenn man irgendwann feststellen muß, dass die ganzen Verrückten doch Recht hatten…”

    :o)

  10. Danke, Daniel! Du sprichst mir wieder aus dem Herzen! 😉

  11. @Felix – dazu habe ich gerade im Februar ein Video aufgenommen, ist aber immer noch auf der Kamera, werde es bald hier posten
    und zum Thema “einseitig”: die Einseitigkeit schlägt hier in eine selten betrachtete Richtung…daher ist es um so berechtigter – denn sonst ist immer alles so einseitig “wissenschaftlich” gefärbt…

  12. passend zum Thema ein sehr interessantes neues Video (interessant vor allem auch für die wissenschaftlich arbeitenden Kommentatoren):

    http://www.drfischeronline.com/181/181/#more-181