Zufüttern Baby, wann und was?

Habe gerade einen etwas älteren Beitrag von mir aus einem mittlerweile gelöschten Baby-Blog gefunden, ist vielleicht ganz interessant (steckt auch das erste Rezept aus dem Baby Food Programm drin):

Zufüttern, wann und was?
von Ruth am So Apr 06, 2008 11:03 am

Guten Tag Herr Dr. Fischer,

ich bin auf der Suche nach Tips zur Babyernährung auf diese Seite gestoßen und ich freue mich, dass Sie Tips geben.

Nun zu meiner Frage:

Mein Sohn ist 6 Monate alt und ich möchte gerne mit Beikost beginnen. Ist das Alter ok dafür? Denn man hört, dass manche bereits mit 4 Monaten zufüttern, andere erst ab einem Jahr. Was ist das Richtige Alter dafür?
Und soll ich dann besser selber kochen oder Fertiggläschen nehmen? Denn in den Fertigglässchen sind ja viel mehr Nährstoffe drin, oder?
Und womit soll ich anfangen?

Ich bedanke mich für Ihre Hilfe,

Ruth

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Re: Zufüttern, wann und was?
von Dr.DanielFischer am So Apr 06, 2008 5:33 pm

Hallo Ruth,

das sind die klassischen Fragen, die auch leicht beantwortet sind:

Anfangen tun Sie mit Bio-Möhren (Bio ist wichtig). Den Brei machen Sie am besten selber (Möhren dünsten, pürieren, fertig! (kein Salz, kein Öl !!!)), Fertiggläschen sind nicht nährstoffreicher, im Gegenteil. Gläschen sind quasi wie Konserven, d.h. vergleichsweise weniger hochwertig an Energie und damit Nährwert.

Anfangen tun Sie, wenn Ihr Kind bereit dafür ist, dafür gibt es verschiedenen Anzeichen (offensichtl. Interesse an fester Nahrung, nach Mamas Teller greifen und sich was in den Mund stecken wollen etc.). Kinder müssen das Schlucken erst lernen, sie haben noch den Reflex, feste Nahrung direkt wieder herauszuschieben mit der Zunge (sog. Tongue-Thrust-Reflex). Seien Sie also geduldig am Anfang. Ihr Kind entscheidet, ob und wann es die erste “feste Nahrung” möchte, und auch wieviel. Menge zählt am Anfang nicht.
Tendenziell ist der 6. Monat ein guter Zeitpunkt, man versucht Kinder, die nicht gestillt werden eher etwas früher dazu zu bekommen (damit sie möglichst schnell von der künstlichen Milchnahrung wegkommen und die hochwertigen, nährstoffreichen Möhren bekommen) – bei gestillten Kindern kann man sich alle Zeit der Welt lassen. Im Grunde kann man ein Kind ein Jahr lang ausschließlich stillen, das schadet nicht, im Gegenteil. Muttermilch ist die hochwertigste Nahrung, die es gibt.

Mein Sohn wollte z.B. noch nichts mit 6 Monaten, erst mit 8.

Das ganze Beikost-Thema ist sehr ausführlich in meinem Ernährungsplan Baby Food beschrieben, einfach weil eben jeder genau dieselben Fragen dazu stellt.

Sie schaffen das, ist ganz simpel, wenn man weiss wie 😉
Alles Gute!

Daniel
Dr. Daniel Fischer
Personal Food Coach
goodbabyfood.com

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Re: Zufüttern, wann und was?
von Ruth am So Apr 06, 2008 6:11 pm

Hallo!

Erstmal vielen herzlichen Dank dass Sie mir geantwortet haben.
Kompliment, man bekommt nicht immer so schnell und direkt eine ausführliche Antwort. Dafür möchte ich mich herzlichst bedanken.

Ja, mein Sohn zeigt schon großes Interesse am Essen, ich meine, dass er schon soweit ist. Zwingen werde ich ihn zu nichts.

Das ist wirklich interessant, ich dachte, Gläschennahrung ist gut, das wird ja so immer erzählt. Aber was Sie da gesagt haben, bezüglich der Konservierung etc. ist schon richtig, darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich das Ganze auch noch nie so gesehen.

Ich habe mir Ihren Ernährungsplan einmal angeschaut, wirklich sehr interessant und lehrreich.
Darf ich Ihren Link weitergeben? Denn Sie haben Recht, es ist wirklich sehr ausführlich und gut beschrieben.

Aber zwei Fragen habe ich noch. Warum darf ich kein Öl hinzufügen? Ich habe gehört, dass man Öl unbedingt hinzufügen soll, ich weis nur nicht mehr genau, weswegen.
Und warum sollen es unbedingt Bio Karotten sein?

Nocheinmal danke für Ihre Hilfe!

Ruth

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Re: Zufüttern, wann und was?
von Dr.DanielFischer am So Apr 06, 2008 10:32 pm

Hallo Ruth,

das freut mich. Den Link dürfen Sie natürlich gerne weitergeben.

Öl, so heißt es immer, soll man zugeben, damit das fettlösliche Vitamin A bzw. Betacarotin der Karotten besser vom Körper aufgenommen werden kann. Aber: Erstens macht Öl am Anfang leicht Verdauungsprobleme (Durchfall), zweitens nimmt Ihr Kind auch so genug Vitamin A aus dem frischen Möhrenbrei auf (fragen Sie dagegen mal, wieviel Vitamin A noch in Gläschennahrung vorhanden ist…) und drittens, nicht zu vergessen, bekommt Ihr Kind am Anfang ja vor der Beikost immer noch die Brust/die Flasche. In der Milch ist natürlich genug Fett enthalten. Das wird oft übersehen.

Ein paar Wochen später (ca. 8), wenn Ihr Kind sich an die feste Nahrung gewöhnt hat, kann dann etwas Öl zugegeben werden.

Gleiches gilt auch schon früher, falls der Stuhl durch den Möhrenbrei zu fest wird, da hilft die Zugabe von Öl in den meisten Fällen sehr gut.

Für Bio gibt es mehrere Gründe:

Die Früchte/Gemüse wachsen anders, langsamer, ohne Künstdünger, d.h. sie haben die Zeit, sich richtig zu entwickeln und die Nährstoffe und Lebensenergie aufzubauen, die wir brauchen. Auch das Sonnenlicht ist ein wichtiger Faktor. Schnell hochgepumpte konventionelle Produkte, am besten noch aus dem Gewächshaus, haben das nicht.
Punkt 2 ist die Belastung mit Schadstoffen/Pestiziden/Fungiziden bei normalen Produkten. Das wollen Sie Ihrem Kind nicht füttern oder?
Viele Allergien werden genau dadurch ausgelöst, das weiß ich aus persönlicher Erfahrung (ich bekomme wunderbaren Hautausschlag von gespritzten Weintrauben…).

Bio ist sogar auch bei Hipp und Co. inzwischen klar das Produkt der Wahl (aber natürlich nur und erst seitdem die Verbraucher es zunehmend wollen).

Und Bio ist auch nicht teurer. Jedenfalls nicht teurer als Gläschen. Ein Kilo Biomöhren kostet je nach Saison 1,50 bis 2,50 €. Ein Kilo! Dafür bekommen Sie gerade mal 2 oder 3 Gläschen. Und wieviel Möhrenbrei können Sie aus einem Kilo Biomöhren machen? Frischer Biobrei ist also sogar noch billiger als Gläschenkost!

Alles klar?! 🙂

Dr. Daniel Fischer
Personal Food Coach
goodbabyfood.com

Dr.DanielFischer
Neuling
Beiträge: 31

5 Kommentare zu “Zufüttern Baby, wann und was?”

  1. Hallo Daniel,

    ich habe Dein Buch erworben und (fast) alles durchgelesen. Sehr interessant! Das Thema Ernährung hat mich schon immer interessiert und ist nun mit dem Beginn der Beikost bei meiner Tochter in meiner Lebenspraxis angekommen.

    Da ich bereits vor der Lektüre Deines Buches mit dem Zufüttern angefangen hatte (5. Monat) werde ich nicht alle Deiner Vorgaben erfüllen können, wie z.B. Stillen so lange wie möglich. Momentan versuche ich eine Übersetzung Deiner “idealen” Beschreibungen in meine Lebenswirklichkeit. So koche ich z.B. fast jeden Tag frisches Gemüse und Obst, aber hin und wieder gibt es dann doch etwas aus der Tiefkühltruhe (Vorgekochtes) oder aus dem Gläschen (Holle).

    Hier nun aber zu meinen Fragen:
    Gemüsesorten
    1. Ich befinde mich jetzt im 3. Monat der Zufütterung. Da es gerade Frühling ist und es so viele tolle frische Gemüsesorten auf dem Markt (Ja, ich kaufe beim Bauern) gibt, würde ich gerne schon jetzt auch Zuchini und Kohlrabi und Spinat füttern. Das ist doch, denke ich, das gesündeste, was es gerade gibt (Stichwort: Regional, Saisonal). Geht das? Oder spricht etwas dagegen? Das muss doch besser sein, als Kürbis aus Argentinen und Süßkartoffeln aus sonstwoher?
    Meine Tochter hat übrigens Blutgruppe AB.

    2. Kombination Obst und Gemüse?
    Meine Tochter ist leider meinen Gemüsebrei ganz spärlich. Heute habe ich nun aus Verzweiflung mal etwas Apfelmus drunter gerührt. Uns siehe da: sie hat sehr gut gegessen und Ihr Mund ging immer wieder mit Vergnügen auf. Geht das? Oder spricht da was gegen?

    Den Abendbrei mache ich gerade aus Hirse- oder Reisflocken mit Hafer- oder Reismilch und Mandelmus. Den mag sie sehr gerne.

    Bin gespannt auf Deine Antworten.

    Schöne Grüße
    Jana

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